Freitag, 3. März 2006
Liebes Tagebuch! Es sind nur noch fünf Wochen, bis die 13er ihren letzten Schultag haben. Ich muss noch einen Test im Auflagen-Kurs und die Vorabiklausur schreiben lassen und habe keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Die 6-Klässler führen sich auf, als würde die ganze Fastenzeit Karneval gefeiert, die 9er arbeiten nicht richtig mit, die 11er sind super lieb. Aber diese 13er, wie wollen die mal Abitur machen? Für die ist wohl momentan jeden Tag Party. Hauptsache, sie arbeiten mit. Tun sie ja auch. Wäre alles nicht so schlimm, wenn die nächsten Wochenenden nicht so verplant wären ...

Samstag, 4. März 2006
Liebes Tagebuch! Ich bin heute zu meiner Mutter nach Mainz gefahren. Sie wollte unbedingt noch „kurz“ („so’ne halbe Stunde“) mit mir einkaufen gehen, weil sie einige Dinge benötigte und den Kasten Wasser nicht mehr alleine hoch tragen kann. Außerdem meinte sie noch auf Määnzerisch: „Isch brauch’ noch A TAS!“ Nun wusste ich nicht, wollte sie eine Tasse oder eine Tasche kaufen. Als wir ins feine Lederwarengeschäft „WOSMÜLLER“ gingen, war mir klar, worauf sie es abgesehen hatte. Aus der halben Stunde wurden vier Stunden. Frauen brauchen für Kleinigkeiten so viel Zeit ... Meine Mutter wollte unbedingt noch zu ihrem Lieblingsjuwelier „Schmuck SCHNIPPENKOETTER“, um neue Ohrringe für meine Schwester auszusuchen. Wir hatten einen Riesenstreit bei Karstadt, da sie mir – obwohl sie meinte, ich bräuchte neue Schuhe und sie würde sie auch bezahlen – keine SPRINGER-Stiefel kaufen wollte. „Kurz in der Stadt einkaufen“ bedeutet bei Frauen (egal, welchen Alters!!!) nie wirklich kurz. Schließlich trug ich meiner Mutter zwei Taschen mit Lebensmitteln und den Kasten Wasser nach Hause. Lediglich die angedachten Schuhe haben wir nicht gekauft, dafür war ich nun stolzer Besitzer einer neuen Bratpfanne und einer neuen Kuchenplatte – „Damit du mal ’was anbieten kannst, Junge!“ Abends habe ich dann „Wetten dass ...?“ mit Thomas GOTTSCHALK geschaut.

Montag, 6. März 2006
Liebes Tagebuch! Eine Kollegin hat mir berichtet, dass ein Schüler aus meiner Klasse dabei war, als ein 8-Klässler einer Katze einen China-Böller in den Hintern gesteckt und angezündet hat. Ich war entsetzt. Das ist richtig schlimm! Die armen Tiere sterben nicht nur an der Vogelgrippe, sondern werden auch noch von Schülern unserer Schule in die Luft geSPRENGERt ... Jedenfalls fragen sich die Katzenbesitzer jetzt, ob das arme Tier im Garten beigesetzt oder eingeESCHERIGt werden soll. Sie haben mein tiefstes Mitgefühl.

Dienstag, 7. März 2006
Liebes Tagebuch! Ich habe heute einem Kollegen (mit einer ausgeprägten Vorliebe für den FC Schalke 04) meine FC Bayern München-Mitgliedskarte gezeigt und mit ihm ein Gespräch über den UEFA-Cup-Sieg der Schalker von 1997 begonnen. Da er nicht nur die Saison und die Mannschaft von damals, sondern alles „auf Schalke geil“ findet, meinte ich, man müsse doch differenzieren: „Den Reck fand ich nie toll. Gefallen haben mir vor allem Thon und Johan de KÖK!“
Als ich um 17 Uhr nach Hause kam, war ich so nervös, dass mir beim Kämmen meiner Lockenpracht die Bürste ins Waschbecken gefallen ist. Seitdem hat die KeRASMIK des Waschbeckens einen unübersehbaren Sprung.

Mittwoch, 8. März 2006
Internationaler Frauentag. (23.30 Uhr) Liebes Tagebuch! Ich habe mir vorgenommen, meine Mutter anzurufen, kam aber nicht dazu, weil irgendein Fußballspiel im Fernsehen lief.

Donnerstag, 9. März 2006
(19.30 Uhr) Bei meiner Pausenaufsicht heute habe ich ein Gespräch zwischen zwei 9-Klässlerinnen belauscht, die über einen lieben Kollegen geredet haben: „Das war ja ’ne tolle Vertretungsstunde.“ „Ja, boah ej, der ist ja voll lustig und echT URIg drauf!“ Danach hatte ich selbst eine Vertretungsstunde in einer 6, bei der ich sonst keinen Unterricht habe. Es kommen immer wieder die gleichen Sprüche: „Na, Jesus?!“, oder: „Boah, sind sie GROß, MANN!“ Vermutlich werden die 6-Klässler über mich nicht so positiv reden, wie die 9-Klässlerinnen in der Pause vorher über den Kollegen. Die griechische Sage von „SKUGINNA und Charybdis“ haben sie jedenfalls nicht verstanden ... Was soll’s! Macht NIX!
Bei der Rückfahrt nach Hause hat mich ein Porschefahrer geschnitten. Der Platz zwischen Porsche und Straßenbahn wurde zusehends KENGER und KENGER. Zuhause musste ich mich erst einmal erholen und habe zum Ausgleich „Gegen die Wand“ eingelegt, den Film also, der vor zwei Jahren auf der „BIENEKnale“ in Berlin mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde. Danach lief irgendeine Dokumentation von Merkels Staatsbesuch beim neuen Staatspräsident in Polen – GAJDZINSKI heißt der oder so ...
Soll ich jetzt noch etwas essen gehen? Der Kühlschrank ist leer. Gehe ich noch zum Imbiss „Bei ÖZKAN’s“ oder esse ich beim China-Laden „GNAN-ASI-VAM“ ein Schüsselchen BEHRAMI-goreng? Mal sehen! Vielleicht beides?!

Freitag, 10. März 2006
(7.30 Uhr) Ich wache mit ZAHNschmerzen auf. Ich habe noch gar NIX vorbereitet und heute zwei Doppelstunden in der 13. Oh, wie soll ich das schaffen? MOLODECKI sei Dank, ich habe erst zur dritten Stunde. Im Auflagenkurs kann ich ja irgendetwas über die Bourbonen, die Hohenzollern, die Habsburger und die Windsors machen. Da geht sowieso erst einmal eine Stunde drauf, bis die Königshäuser den entsprechenden Ländern zugeordnet sind. Dann erzähle ich die Geschichte, wie Kaiser Wilhelm II. im Ostpreußischen mit Zar Nikolaus, aus dem Hause ROMANOW, SKI gelaufen ist und sich abends BEJM Galadiner mit Himbeerquark vollgekleckert hat.

(17.30 Uhr) Liebes Tagebuch! Ich wurde heute von einem 13er mit „Hallo, SCHATZi“ angesprochen, worauf ich wegen seines verSCHMITZten Lächelns etwas perplex reagiert haben muss. Nach einem Moment der inneren Sammlung gab ich ihm ein saftiges „Na, SCHMITZi“ zurück. Jetzt steht es 1 : 1! Im Grundkurs (6./7. Std.) ist mir ein böser SCHNITZER unterlaufen. Ich habe Goebbels mit Göring verwechselt. Außerdem habe ich einen eher bescheidenen 25-minütigen Lehrervortrag zur sogenannten „Endlösung“ gehalten: Himmler war den Schülern noch ein Begriff. Aber wer sind nur Eichmann und HEIDRICH?

Samstag, 11. März 2006
Liebes Tagebuch! Eigentlich müsste ich die Tests nachschauen. Aber es ist stets besser, etwas anderes zu erledigen, als für die Schule zu arbeiten. Ich habe gewaschen, geputzt, Staub gesaugt und den Dachboden aufgeräumt. Dann bin ich in den KELLER. MANN, war es da dunkel! Das Licht funktionierte nicht mehr. Also habe ich eine Birne geholt und sie in die FA(RDA)SS(I)ung gedreht. Nachmittags war ich dann Doppelkopf spielen, in der Kneipe um die Ecke, und habe Fußball geguckt. Am späten Abend war ich dann noch zwei Stunden im Netz und habe bei e-NIKBAYRAK die Serie „Das Boot“ ersteigert. Mensch, was aus den Schauspielern geworden ist – Herbert Grönemeyer, Jürgen PÜTTELKOW, Uwe Ochsenknecht, Jan Fedder, Ralf RICHTER oder Heinz HÜNING ... Tolle Künstler!

Sonntag, 12. März 2006
Liebes Tagebuch! Nach dem Gottesdienst bin ich nach Hattingen zur Burg FALKENSTEIN gefahren und habe dort einen SCHOEN WALDspaziergang gemacht. Abends habe ich mit meiner Mutter telefoniert. Vielleicht fahren wir in den Osterferien zusammen nach Rom ... Wir haben nur „kurz“ miteinander telefoniert. Gesprächsausschnitt: „Wie wäre es mit Frankreich – Normandie, Bretagne, Paris, Lyon oder ARRASS? Oder vielleicht doch Italien – Florenz, Mailand, Gardasee? Oder willst du alleine weg? ... Sohn, bist du noch dran?“ „Ja, Mutter.“ „Oder einfach nur ausspannen? Kannst auch nach Mainz kommen.“ „Ja, Mutter.“ „Kannst du dich mal konkreter äußern, Sohn?“ „Wie wäre es mit Rom?!“ „JA, SAR Isch doch.“ Ich muss die Vorabiklausur noch ausdrucken, so dass ich sie morgen kopieren kann.

Montag, 13. März 2006
Schlecht geschlafen, mir tut alles weh. Schlimmer Schultag. Fünf Sätze Tests korrigiert. Basketball und Fitnessstudio mussten ausfallen. Werde mir bald eine WITON-Matratze kaufen, damit ich besser schlafen kann.

Dienstag, 14. März 2006
(15.00 Uhr) Vorabiklausur: Zwei Schülerinnen fehlen entschuldigt, ein Schüler fehlt unentschuldigt. Auf meiner Liste steht er unter schriftlichem Abitur. WIE GAN Das denn sein? Der fehlt öfters ... Zwei Klausuren vorbereitet, damit sich die Kinderchen etwas Schönes aussuchen können, und dann das. Da kriegt man doch ein HORN! Abendplanung: Entweder schaue ich mir alte Folgen von „Diese BOMBOSCHs“ auf ZDF oder alte Folgen von „SCHMIDTeinander“ auf WDR an.

(18.40 Uhr) Liebes Tagebuch! Ein Kumpel hat gerade angerufen. Die Abendplanung wird geändert. Wir treffen uns um 19.45 Uhr am ENGELBERG-Brunnen und gehen dann ins Union-Kino.

Mittwoch, 15. März 2006 Liebes Tagebuch! Ich habe heute meinen 6ern in Geschichte den Unterschied zwischen Fürst, GRAF, Baron und VOIGT erklärt. Im Grundkurs 13 erklärte mir der fehlende Schüler vom Vortag, dass er Geschichte mündlich im Abi habe. Nach einer Nachfrage bei Frau MÜLLERS war alles geklärt. Also dann im mündlichen Abi ... Das macht aber NIX!

Freitag, 17. März 2006
(18 Uhr) Endlich Wochenende! Heute wieder das alte Spiel: „Hallo, SCHATZi“ – „Na, SCHMITZi“. Werde von Herren aus dem Abikurs militärisch und zackig gegrüßt. Habe ihnen sofort befohlen, sich zu rühren. Eigentlich ein netter Jahrgang, diese 13! Aber morgen ist Party in Bonn, und ich sollte dem Gastgeber etwas mitbringen. Er trinkt gerne Wodka. Ich sehe mich schon wieder vor dem Regal stehen. Da stehen zuerst die billigen Wodkas: Jelzin, Puschkin, Gorbatschow und PECHLIWANOV. Vermutlich werde ich mehr investieren und einen von den teuren nehmen: einen KRAZEWSKI oder einen MELETZKI. Falls ich mich nicht entscheiden kann, kaufe ich halt beide Flaschen.
Mir fällt gerade ein: Die 13er-Vorabiklausuren und ein paar Tests müssen noch korrigiert werden ... Noteneintragungen nächste Woche ... und, und, und. Wie soll ich das alles schaffen? Heiliger MOLODECKI, hilf!

Herr Reuß, 20/03/06